Dokumentation der Tagung Alles fließt!?

Die ESSSAT-Tagung 2013 „Alles fließt!?“ beschäftigte sich mit den Auffassungen der Zeit in den Natur- und Geisteswissenschaften. Die Dokumentation zu dieser Tagung ist jetzt in unserer Buchreihe „Begegnungen“ erschienen und lieferbar.

Vogelsang, F./Hattenbach, A./Kirchhoff, Th./Meisinger, H.: Alles fließt!?

Oft geschieht es, dass im interdisziplinären Dialog zwischen den Naturwissenschaften und der Theologie komplexe und kaum überschaubare Themen diskutiert werden. So kann es sein, dass man sich zur Beantwortung der Frage, ob eine objektive Beschreibung des Handelns Gottes in der mit physikalischen Mitteln beschreibbaren Welt denkbar ist, mit Details der Quanten- oder Chaostheorie auseinandersetzen muss. Oder es wird gefragt, inwieweit die Veränderungsprozesse, die in der Evolutionstheorie durch die Mechanismen von Mutation und Selektion beschrieben werden, nicht auch teleologische Anteile enthalten.

Was ist Zeit? – Diese scheinbar einfache Frage stand im Mittelpunkt der Tagung
In der interdisziplinären Tagung, die in dem hier vorgestellten und neu erschienenen Band dokumentiert wird und die in der bewährten Kooperation der Evangelischen Akademie im Rheinland mit der European Society for the Study of Science and Theology (ESSSAT), dem Evangelischen Studienwerk e.V., Villigst, und der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. (FEST) durchgeführt wurde, stand dagegen eine zunächst ganz einfach klingende Frage im Mittelpunkt: Was ist Zeit?

Doch es fällt schwer zu beschreiben, was Zeit genau ist
Doch gilt in der Philosophie die sich hier bestätigende Regel, dass die am einfachsten klingenden Fragen oft die am schwersten zu beantwortenden sind. So hat schon Augustinus von Hippo in seinen „Bekenntnissen“ angemerkt: „Was also ist Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich es aber einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht.“ Diese Verlegenheit ereilt auch heute noch diejenigen, die sich diese Frage stellen. Wir gehen zwar täglich in vielfacher Weise mit Zeitmaßen um, wir treffen zeitgebundene Verabredungen, wir orientieren uns in unserem Alltagshandeln nach den Vorgaben eines Zeitmaßes. Doch trotz dieser Allgegenwart der Zeitmessungen und Zeitansagen in unserem modernen Leben sind wir gegenüber Augustinus kaum einen Schritt weiter, wenn es zu beschreiben gilt, was Zeit eigentlich genau ist.

Die Beiträge des Tagungsbandes suchen unterschiedliche,
interdisziplinäre Zugänge zum Zeitbegriff

Alle Beiträge dieser Tagung haben die Frage nach der Zeit in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung gestellt. Dabei haben sie unterschiedliche disziplinäre Zugänge zu dieser einfachen, aber schwer zu beantwortenden Frage gesucht. Einige Beiträge stellen die Frage nach der Zeit in einen philosophischen Zusammenhang. Sie geben etwa einen Überblick über die unterschiedlichen Zugänge zur Zeit in der Geschichte der Menschheit, sie betonen die Unaufgebbarkeit unterschiedlicher Beschreibungsformen von dem, was wir mit dem einen Wort „Zeit“ bezeichnen, sie fragen danach, ob es überhaupt „Zeit“ geben kann, weisen die Relevanz der Zeit für die Anthropologie nach oder behandeln die Zeitvorstellungen einzelner Philosophen.

Eine zweite Gruppe von Texten stellt die Frage nach der Zeit in den Kontext des interdisziplinären Dialogs mit einzelnen Naturwissenschaften. Sie thematisieren die Zeit in der Biologie bzw. Medizin, in der Ökologie, in der Physik und in neueren Konzepten von Selbstorganisation und Emergenz. Schließlich gibt es eine größere dritte Gruppe von Beiträgen, die das Thema Zeit in einen Zusammenhang mit einem prominenten Thema der christlichen Tradition stellen und nach dem Verhältnis von Zeit und Ewigkeit fragen.

Doch als Resümee bleibt: Die Frage nach der Zeit bleibt ein Grundrätsel der Menschheit
Trotz der beeindruckenden Zahl interdisziplinärer Ansätze bleibt zum Schluss festzuhalten: Die Frage nach der Zeit lässt sich nicht endgültig lösen. Vielmehr weist sie auf eines der Grundrätsel der Menschheit. So ist nicht die Frage nach einem angemessenen Verständnis der Zeit vergänglich, wohl aber sind es die Antworten. Zeit ist uns nicht verfügbar, wir erleben sie dagegen, wir leben in ihr. Da die Zeit alles erfasst, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten können, bleibt schließlich für uns Menschen vor allem die eine Erfahrung, auf die schon der Titel der Tagung weist: Alles fließt.

(aus dem Vorwort zu: „Alles fließt!?“)

Bibliographische Angaben:
Frank Vogelsang, Almuth M.D. Hattenbach, Thomas Kirchhoff, Hubert Meisinger (Hg.):
Alles fließt!?
Zu den Auffassungen der Zeit in den Natur- und Geisteswissenschaften
(= Begegnungen 40)
Bonn 2014
ISBN 978-3-937621-47-0
15,00 Euro

Das Buch ist über den Buchhandel oder direkt bei der Akademie zu bestellen.
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Das Inhaltsverzeichnis ist am Schluss dieses Artikels  als Download abrufbar.

 

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